Aus der Gründerzeit (1923-1948)

Der erste Weltkrieg hatte das Vereinsleben lahm gelegt und die Menschen damals weiß Gott andere Probleme als einen Verein zu gründen. So kamen nach langer Müh und Not 16 Sportbegeisterte zusammen, um den heutigen Sportverein aus der Taufe zu heben. Argument weiterer 50-60 angesprochener junger Leute war damals, dass es sich doch wieder um einen Verein handeln würde, dessen Ende sehr bald abzusehen sei. Aber es sollte anders kommen, wie wir heute wissen. 1923 Die ersten Fußballer vor der Vereinsgründung 1919/20 v.l.: Ignaz Kopp, Martin Lutz, Eugen Traub, Johann Schwab, Phillip Schlett, Heiner Kopp, Ignaz Lang, Johann Hohe, Josef Wenzel, Eduard Lang, Hugo Bauer, Anton Seitz Vor der Entstehung des SV23 gab es bereits 3 Vereine, die vor 1914, während des Krieges und nach 1919 den Fußballsport betrieben, aber immer wieder aus verschiedenen Gründen auseinander gingen. Einen Vorteil hatte das Ganze aber doch, denn es war bei der Neugründung des Sportvereins bereits ein Spielfeld vorhanden. Den ersten Krach gab es auch sehr bald, denn zur Vereinsgründung brauchte man ja auch ein Vereinslokal. Die Meinungen gingen weit auseinander. Schließlich traf man sich auf „neutralem Boden“, und zwar im Gasthof „Zur Brezel“. „Brezel“ und Brezelwirt sind schon längst nicht mehr, aber die Freundlichkeit, Zuvorkommendheit und Höflichkeit des alten Brezelwirtes schufen eine gute Stimmung für Gründung und Taufe des Vereins. Am 2. Dezember 1923, einem Sonntag, wurde schließlich der heutige Sportverein 1923 aus der Taufe gehoben. 16 Männer und Jugendliche waren anwesend. Über den Vereinsnamen war man sich dann überraschenderweise sehr schnell einig geworden. Als Vereinsfarbe wurde grün/weiß gewählt. Dem ersten gewählten Vorstand gehörten an: 1. Vorsitzender: Jean Groben Kassier: Anton Höfling Stellvertreter: Josef Wenzel Beisitzer: Karl Schmidt Schriftführer: Valentin Klebing Spielausschuss: Willi Scharf Valentin Nees In dieser Gründungsversammlung wurde des Weiteren einstimmig beschlossen, den Verein dem Süddeutschen Fußballverband anzuschließen. Am 9. Dezember 1923, also 7 Tage nach der Vereinsgründung, hatte der Sportverein bereits eine Versammlung und zu diesem Zeitpunkt schon 40 Vereinsmitglieder. Einen weiteren Tag später, am 10. Dezember 1923, erfolgte die Anmeldung beim Süddeutschen Fußballverband. Die Satzung wurde vorgelegt und in der damaligen Inflationszeit 4 Millionen Mark als Aufnahmegebühr bezahlt. Nun galt es, eine Mannschaft zusammenzustellen, den vorhandenen Sportplatz herzurichten, neue Tore zu beschaffen. sowie Bälle und Trikots herbeizubringen. Opfer, Spenden, Beiträge und Bettelbeträge brachten es zuwege, dass schon Ende Januar 1924 eine Mannschaft eingekleidet werden konnte, 2 Tore vorhanden waren und 2 Bälle gekauft werden konnten. Am 24. Februar stieg das erste Fußballspiel des „Sportverein 1923 Stockstadt“. Der erste Gegner war der VfR Großostheim, der vor 140 Zuschauern bei 30 Pfennig Eintrittsgeld durch ein Tor von Karl Schmidt mit 1:0 bezwungen wurde. Folgende Elf trat zu diesem ersten Spiel an: Adam Lang – Eduard Lang – Heinrich Kopp – Martin Lutz – Toni Sauer – Johann Elbert – Josef Seitz – Karl Schmidt – Karl Greul – Josef Bauer – Emanuel Mensch Am 2. Sonntag im März stieg dann das nächste Spiel und von da ab bis zum heutigen Tage gab es eigentlich keine Pausen mehr. Selbst während des 2. Weltkrieges wurde, wenn auch beschränkt, weitergekickt. Zur ersten Mannschaft gesellte sich sehr bald eine zweite und im Frühjahr 1925 wurde sowohl eine Schüler- als auch eine Jugend-Mannschaft gegründet. Spielerisch war das erste Vereinsjahr ein voller Erfolg. Die C-Klassen-Meisterschaft wurde ungeschlagen errungen, der Mitgliederstand hatte sich auf 100 erhöht und auch finanziell war alles in Ordnung. Auch auf geselligen Gebiet zeigte sich der Verein. So wurden bereits 1925 zwei Tanzveranstaltungen aufgezogen sowie ein Theaterabend veranstaltet. Sogar eine eigene Musikkapelle gab es im damaligen Sportverein. Fußballerisch ging es sehr schnell aufwärts. Es folgten die B-Klassen-Meisterschaft und der Aufstieg in die A-Klasse. Dort wurde auf Anhieb mit einem einzigen Punkt Rückstand auf den Meister Lohr die Vizemeisterschaft errungen, wobei die Lohrer in Stockstadt mit 3:0 geschlagen die Heimreise antraten. Ferdes Gentil, Stockstadts wohl talentiertester Spieler in der damaligen Zeit, schoss 2 herrliche Tore. Im darauf folgenden Jahr gelang die Pokalmeisterschaft sowie der Aufstieg in die damals zweithöchste deutsche Spielklasse. In noch nicht einmal 3 Jahren war dieses Ziel erreicht, eine wohl einmalige Leistung. 19232 Mannschaftsbild 1930/31 v.l.: Theo Sauer, Edi Bott, Karl Greul, Theo Schwarz, Phillip Schlett, Fritz Wirth, Anton Seitz, Heiner Kopp, Heiner Weitz, Peter Mensch, Ferdes Gentil, Josef Depp, Toni Sauer, Peter Müller Der Name „Sportverein Stockstadt“ war somit bereits nach ganz kurzer Zeit weit über die Grenzen unseres Heimatgebietes hinaus bekannt. Der Verein sollte sich nun nahezu 20 Jahre in dieser Liga behaupten, aber ausgerechnet im Jahr des 25-jährigen Vereinsjubiläums erfolgte der Abstieg. 19233 Unterfränkischer Vize-Pokalsieger 1946/47 v.l.: J. Fecher, L. Schlereth, R. Coutandin, K. Schmidt, W. Müller, G. Depp, H. Duttine, H. Zang, W. Schwarz, F. Holzapfel, H. Lang Die sportlichen Betätigungen im SV23 erstreckten sich damals nicht nur ausschließlich auf den Fußball. Es wurde auch Leichtathletik betrieben und dabei beachtliche Erfolge erzielt, vor allem in den längeren Laufdisziplinen. Zweimal veranstaltete der Sportverein die „Gaukämpfe“, außerdem eine Sportwoche vom 9.-18. Juli 1927, wobei es zu sportlichen Wettkämpfen im Schwimmen, im Wasserball, in der Schwerathletik, im Faust- und Handball sowie der Leichtathletik kam. Im Jahr 1927 wurde des Weiteren eine Faustballabteilung gegründet, die aber bereits ein Jahr später wieder aufgelöst wurde. Ähnlich erging es der Schwimmabteilung. In den ersten Jahren des des Bestehens fanden sich auch bereits Liebhaber für den Boxsport. Die Abteilung kam aber anfangs nie so richtig in Schwung. Dies sollte sich ab 1938 jedoch grundlegend ändern, und zwar unter der Leitung der Gebrüder Klebing. Die Staffel war sehr schnell weit über die Grenzen unseres Heimatgebietes hinaus bekannt. Vor allem nach Beendigung des unseligen 2. Weltkrieges hatte die Staffel ihre Blütezeit und Stockstadt sich als „Boxerdorf“ in ganz Deutschland einen Namen gemacht. Mit nur drei ersten Vorsitzenden kam der Sportverein in den ersten 25 Jahren seines Bestehens aus. Bernhard Bauer löste 1926 Jean Groben als 1. Vorstand ab und 6 Jahre später übernahm dann Johann Merget bis in die 50’er Jahre hinein das schwierige und zeitraubende Amt des 1. Vorsitzenden.